Tag ein, Tag aus. Ich habe das Gefühl, zu träumen. Doch es ist wahr. Täglich macht sich Dankbarkeit in meinem Gesicht breit, in Form eines breiten, glücklichen Lächelns. Seit einigen, wenigen Wöchlein arbeite ich nun nicht mehr und darf statt dessen für einen eng begrenzten Zeitraum ein wenig durch die Lande ziehen. Nachdem ich in der neuen Stadt ankam und selbst feststellte, wie viele Sehenswürdigkeiten es hier zu bestaunen gibt, sank mein permanenter Lernwille weiter – drastisch. In der neuen Unterkunft spreche ich weniger, bin jedoch selten zu Hause. Mittlerweile ist das „schnacken“ nicht mehr sooo wichtig, allmählich lege ich die Rolle des Studenten ab und werde zum einfachen Touristen … Deshalb lernte ich zu Beginn meiner Reise viel, wie Ihr noch wisst. Aktuell beginnt mein Tag morgens um halb zehn, das entspricht halb acht deutscher Zeit. Zwei Stunden später startet mein Unterricht, den ich bis in die Nachmittagsstunden erhalte. Im Anschluss lege ich meine Schulunterlagen zu Hause ab und schlendere in eines der zahlreichen Cafe-Restaurants dieser Stadt. Deshalb buchte ich ein Quartier direkt im Zentrum. Der Gewinn ist wieder meine kostbare Lebenszeit, die ich, durch die fehlende Fahrerei, mit anderen schönen Dingen verbringen darf. Der energiezehrende Unterricht wird natürlich mit den Köstlichkeiten des Konditorhandwerks ausgeglichen. Gegen 16.50 Uhr sitze ich in der Regel nicht im Zug und fahre auch nicht von Paddington ab sondern genieße mein tägliches Heißgetränk, mit einem leckeren Gebäck oder einem Stück Torte. Ich hörte einmal: „Der Mensch lebt nicht vom Brot …“ (Das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 4, 4). Dem kann ich zustimmen. So stärk‘ ich mich für die künftgen Stunden und dreh sodann meine Runden. Tatsächlich gibt es einiges hier zu entdecken.
Meine gebuchten Unterrichtsstunden nehme ich nur noch von Montag bis Donnerstag. Das Wochenende startet somit für mich bereits am Donnerstagnachmittag und endet am Montag, zum Unterrichtsbeginn.
An meinem ersten, hiesigen Wochenende, dass war am 20. – 22. Februar, unternahm ich einen längeren Erkundungsrundgang. Es war frostig und windig, doch weder regnete es, noch war es rutschig. Ideale Voraussetzungen, mir die neue Wohngegend einmal näher anzuschauen. Dabei entstanden diese Schnappschüsse …

… weiter, weiter oder wie der Russe freundlich zu sagen pflegt: „Dawei“! Einige Meter abseits der Haupteinkaufsmeile, dieser lebendigen und geschichtsträchtigen Stadt …
Im letzten Beitrag habe ich Euch bereits mit den Fotos meinen aktuellen Aufenthaltsort verraten. Es ist das gleiche, als wenn ich Euch den Eiffelturm oder die Wall Street zeige. Sofort weiß jeder, um welche Metropole es sich handelt. Ihr habt wie immer richtig gelegen. Zur Zeit darf ich mir Sankt Petersburg anschauen. Die Bilder zeigen das Эрмитаж – „Eremitage“ bzw. „Hermitage“. Heute gibt es von diesem herrlichen Palast einige Innenaufnahmen. Hier ist es übrigens auch etwas kuschliger und nicht so überfüllt, wie auf dem „вокзал“ (Woksal – Bahnhof) oder dem „Торговый центр“ (Torgowi Zentr oder Shoppingmall) … 😉
Mittlerweile durfte ich einige Male in jenes Museum hinein und man liess mich wieder gehen. Darf ich Euch begleiten und führen, auf diesem kleinen Rundgang? Die Biletfrage ist geklärt und Extragebühren für das Fotografieren braucht Ihr ebenso nicht zu entrichten. Die Sicherheitsvorkehrungen habe ich erfolgreich durchlaufen. Wir können starten. Seid Ihr bereit, für eine faszinierende Zeit in diesem Museum, welches Kunstwerke aus mehreren Jahrhunderten und Kontinenten zur Ansicht bietet? „Dawei“ (los gehts!) …

Die Treppe, auf dem Weg ins Innere des Palastes, nach oben in die „erste“ Etage. Bei den Russen ist es der übrigens „zweite“ Stock …

… jedes Zimmer hat eine vollständige, individuelle Gestaltung erhalten. Hier aufgenommen: die Deckenverzierung mit Fenster. Mode von der Stange, egal ob Kleidung oder im Haus, war damals dem einfachen Menschen vorbehalten. Das ist bis heute geblieben. Und mit Stangenqualität kann ich gut leben, ebenso in meinen unterschiedlichen Rollen als fleißige Biene auf Arbeit, ungepflegter Hippi mit Kraut oder aktuell als Kameraständer …

Bevor Ihr mir Genickstarre vom „nach oben“ schauen bekommt, geht es nun wieder abwärts. Hier ein Wein-Kühler, aus dem Jahre 1736. Nein, ich habe kein Alkoholproblem. Oder doch …

… weiter gehts es hinein in das „Goldene Zimmer“. Hier nur ein Blick, den Rest der Stube könnt Ihr gerne selbst vor Ort sehen, live – oder bei Bedarf, in meinen Gemächern …

„Kruschka“ (Becher), tatsächlich hier ausgestellt. Allerdings fehlte hierfür das passende Getränk, ich meine damit natürlich den Tee, lieber Cheffe … 😉

… in der Bibliothek eintraf. Ob ich hier meine zahlreichen Wissenslücken schließen und die „Lehren des Lebens“ ziehen kann?
Vielleicht weiß ich bis zum nächsten Beitrag etwas mehr.
Was ein Vogel und ich gemein hatten und welche zwei oder drei Fotos ich für Euch aus dem Эрмитаж an dieser Stelle veröffentliche, lest Ihr, bei Interesse – demnächst.
Liebe Grüße aus „Piter“, wie die Russen liebevoll ihre Stadt abkürzen und achtet schön auf die Gesundheit !!!
Gepflegte Nachtgrüße in die Heimat wünscht
der Reisende 😉
PS:
Den Geburtstagskindern nachträglich alles Liebe und Gute, zu Eurem Ehrentag !!!